Der im Format kleine Codex weist einige Besonderheiten auf :Das hervorstechendste Merkmal des »Liber precum« ist der wegen seines Umfanges, seiner Erzähldichte und seiner Bildqualität beispiellose Bilderzyklus. Insgesamt 41 ganzseitige Miniaturen illustrieren die Gebete im ersten Teil der Handschrift, der für die Faksimilierung ausgewählt wurde. Jeweils auf der linken Seite sind die Bilder angeordnet, sie stehen somit direkt neben dem dazugehörigen Text. Dynamische Figuren, die durch eine überaus beredte Gestik, Mimik und eine innere Spannung miteinander verbunden sind, atmosphärische Landschaften und eine subtile Farbgebung - das sind die bildbestimmenden Elemente, die den besonderen Reiz der Bilder ausmachen und den Illuminator als Meister seines Faches ausweisen. Der Künstler gehörte zu den führenden Protagonisten der Kölner Malschule, als deren größter Meister Stephan Lochner gilt. Die wichtigste Errungenschaft des Kölner Malstils - die Mischung aus der Zartheit des »Weichen Stils« und einer neuen, realistischen Sehweise - bestimmte nicht nur die große Form des Tafelbildes, sondern fand auch Eingang in die Buchmalerei. Dass hier ein außergewöhnlicher Künstler am Werk war, zeigt die Ausführung der ganzseitigen Bilder - so hat der Meister ein Spitzenwerk spätmittelalterlicher Buchmalerei geschaffen. Mit einem ausführlichen wissenschaftlichen Kommentar zu Entstehung, Inhalt und Ausstattung der Handschrift sowie zu deren kunsthistorischer Bedeutung (Text dt., engl.)