Dr. Paul-Ferdinand Gachet (1828-1909) war der Hausarzt des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh und einer seiner engsten Freunde, als der Maler in der Provence lebte und arbeitete. Wenige Wochen vor seinem Tod malte van Gogh den Arzt in zwei Varianten. Die erste, aus der Sie einen Ausschnitt auf diesem gläsernen Briefbeschwerer sehen, zeigt einen melancholischen Mann, der seinen Kopf in der rechten Hand abstützt. Dieser Gesichtsausdruck galt van Gogh als eine Form von Spiegel; er selbst wurde gequält von Depressionen und hielt den Arzt und Freund für ebenso krank wie sich selbst. Das Bildnis des Dr. Gachet kam nach van Goghs Tod zuerst einmal zu seinem Bruder Theo, dessen Witwe es für 300 Francs an eine dänische Sammlerin verkaufte. 1912 erstand es der Direktor des Frankfurter Städel Museums. Vorübergehend als »entartete Kunst« gekennzeichnet, geriet das Bild noch vor dem 2. Weltkrieg nach Amerika. Im Mai 1990 wurde das Ölgemälde (86 x 57 cm) bei Christie’s in New York für sage und schreibe 82,5 Millionen Dollar verkauft - und längst erneut veräußert, aber die Spur hat sich verloren. Keiner weiß, wo es heute ist. Die 2. Variante des Motivs allerdings ist im »Musée d’Orsay« in Paris zu besichtigen.
